Beispiel einer Friedhof-Entwicklungsplanung, Konzeption

Bestandsbeschreibung

Der Friedhof der Gemeinde Frille liegt am Ortsrand der Gemeinde. Während die Randbereiche durch alten Baumbestand und eine umgebende Hecke beprägt sind, zeichnen sich die Belegungsflächen durch eine geringe räumliche Gliederung und damit durch eine gewisse Eintönigkeit aus. Es existieren viele große Familiengräber und Erbgrabanlagen, die in diesem Umfang nicht mehr benötigt werden. Die Zugänglichkeit aller Grabflächen ist nicht durchgehend gesichert.

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 In der Mitte der zentralen gepflasterten Hauptwege befindet sich ein großes Kreuz, das deutlich das Zentrum des Friedhofs darstellt.

Die Friedhofskapelle liegt im südlichen Bereich der Fläche am Rande einer großzügigen Rasenfläche, die von alten Bäumen (Ahorn, Buchen, Birken, etc.) geprägt wird. Östlich der Kapelle befindet sich eine Rasengräberanlage mit liegenden Steinen und einem zentralen Platz zur Blumenschmuckablage.

Die Fläche vom Parkplatz zur Kapelle wird durch eine große Rasenfläche dominiert, in deren Randbereichen ebenfalls alte Bäume stehen.

Planungsziele

Die Gesamtoptik des Friedhofs soll sich durch eine stärkere räumliche Gliederung verändern. Wegebegleitende Baumpflanzungen, Hecken, zusätzliche Plätze und Sitzbereiche werden entstehen.

Ein wichtiger Aspekt ist außerdem das Angebot weiterer unterschiedlicher Bestattungsangebote, sodass eine Vielfalt entsteht, die den Bedürfnissen der Friedhofnutzer angepasst werden kann.

Ein wichtiger Fokus liegt dabei auf dem Bestreben, unterschiedliche Formen der pflegefreien Bestattung anzubieten. Dies soll sich zukünftig nicht nur auf die Rasengräber mit Grabplatten beziehen, sondern auch auf

  • bepflanzte Gräber,
  • Urnen und Erdbestattungen,
  • liegende sowie stehende Grabmäler.

Berücksichtigt werden soll auch, dass trotz aller Bestimmungen durch die Friedhofsträger einerseits und Bekundungen durch Angehörige andererseits das Bedürfnis nach Blumenschmuck vorhanden ist. Die Kombination von Pflegfreiheit und Individualität sollte also versucht werden.

Die bestehende Friedhofsfläche wird zugänglicher in Kopf an Kopf – Belegungen unterteilt und erhält Rasengrabflächen unterschiedlicher Ausprägung. Die angestrebte parkartige Optik wird außerdem durch einige Wege mit geschwungenem Verlauf unterstützt, sodass die typische starre Rechtwinkligkeit gemildert wird.

Eine Erweiterung der Pflanzflächen wird zugunsten sommergrüner Arten in geringem Umfang durchgeführt, um in etwas intensiverer Weise den großen Symbolwert der Pflanzen (Austrieb und Laubfall als Zeichen für Werden und Vergehen) zu verdeutlichen. Allerdings steht bei allen Veränderungen immer auch der Pflegeaspekt im Blickpunkt, da eine Erhöhung der Pflegeintensität nur begrenzt zu realisieren ist.

 

Maßnahmenkatalog

Der Bestattungshain

Die große Rasenfläche zwischen Parkplatz und Kapelle ist wie bereits beschrieben von altem Baumbestand umgeben. Es handelt sich dabei um großwüchsige Arten wie Buchen, Ahorn, Robinie und Birken. Die bestehende Freifläche eignet sich gut zur Pflanzung weiterer Bäume, in deren Wurzelbereich Urnen beigesetzt werden können.

Zwei Möglichkeiten der Gestaltung ergeben sich:

  • Die Bäume stehen direkt im Rasen, zur Bestattung wird eine Rasensode abgestochen, die Urne beigesetzt und die Rasensode wieder eingesetzt bzw. der Standort mit einer liegenden kleinen Namensplatte gekennzeichnet. Auf Blumenschmuck direkt am Grab durch die Angehörigen wird in diesem Fall verzichtet, evtl. wird eine Sammelstelle angelegt. Pflanzflächen sind nicht vorhanden.
  • Die Bäume erhalten jeweils eine großzügige Baumscheibe von ca. 3 m Durchmesser. Diese Baumscheiben werden einheitlich mit einem Bodendecker bepflanzt und innerhalb dieser Flächen finden die Beisetzungen statt. Auch die Namenplatte wird im Bereich der Baumscheiben placiert. Falls Blumenschmuck abgelegt werden soll, finden Angehörige in dieser Fläche Platz. Das Rasenmähen wird nicht behindert, auf eine zentrale Sammelstelle kann verzichtet werden.

Die Auswahl der Bäume sollte sich auf Arten beschränken, die etwas kleinwüchsiger sind als der Bestand. Es können unterschiedliche Arten verwendet werden, sodass Nutzer sich „ihren“ Baum aussuchen können.

Es gibt die Möglichkeit der Gemeinschaftsbäume, unter denen max. 15 Urnen nach dem Prinzip der Reihengräber beigesetzt werden. Auch Doppelstellen können natürlich erworben werden.

Außerdem können Familienbäume angeboten werden, unter denen mehrere Mitglieder einer Familie ihren Platz reserviert haben.

Maximale Urnenzahl unter den Neuanpflanzungen: 90 Urnen

Auch unter den bestehenden Bäumen kann beigesetzt werden, allerdings würde ich hier keine bepflanzten Baumscheiben anlegen, sondern die bestehende Situation unverändert beibehalten – als sehr naturnahe Bestattung und mit dem dringenden Appell an Angehörige, auf die Ablage von Blumen zu verzichten. Nur so kann der – eigentlich ja auch von vielen Nutzern gewünschte – naturnahe Eindruck gewahrt werden.

Die Alleen

Ein wichtiger Gestaltungsaspekt für den bestehenden Friedhofsteil ist die Anpflanzung von Bäumen, um durch diese vertikale Gestaltungskomponente die räumliche Wirkung des Friedhofs zu verbessern. Besonders entlang der Wege sollen schattenspendende Alleen entstehen. Außerdem werden die geplanten Plätze von Bäumen umstanden sein, um ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln und um auch hier den besonders für alte Menschen wichtigen Schatten zu garantieren. Andernfalls würden die Flächen, die kommunikationsfördernd wirken sollen, nicht genutzt werden.

Auch hier gilt, dass ausschließlich mittelgroße Bäume gesetzt werden sollten, um den Rahmen nicht zu sprengen.

Vorschlag: Baumhasel als Alleebaum

Säulenhainbuche an den Plätzen

Der zentrale Platz am Hochkreuz

Das Zentrum des Friedhofs wird durch die Vergrößerung des vorhandenen Platzes hervorgehoben. Wie bereits beschrieben erhält der Platz eine Einfassung durch ein blühendes Beet, in dem auch die Bäume stehen.

Um Weitläufigkeit, aber auch Geborgenheit zu erzielen, wird auf einer Fläche von ca. 30 x 35 m um das Kreuz eine Rasenfläche entstehen und dieser Bereich von einer geschnittenen Hecke eingerahmt. Hier vorgenommene Bestattungen erhalten lediglich liegende Steine, um diesen Effekt zu erhalten. Vorhandene alte und erhaltenswerte Grabsteine oder Kreuze besitzen natürlich Bestandsschutz. 

Das blühende Urnenband

Ebenfalls im Bereich der Kapellenzufahrt befindet sich links des Weges eine kleinere, ungegliederte Rasenfläche. Sie geht nahtlos in die erste Gräberreihe des Friedhofs über. Um hier eine Begrenzung zu schaffen, wird eine Strauchhecke angelegt.

Die Gliederung der Beisetzungsfläche erfolgt durch eine blühende Pflanzung in Wellenform, die als Urnenfeld genutzt wird. Auch dies ist eine pflegefreie Anlage, denn die Bepflanzung wird direkt nach Fertigstellung des Beetes vollständig hergestellt. Die Pflege des Grabfeldes wird mit Erwerb einer Grabstelle für die gesamte Liegezeit abgegolten.

Eingefasst wird das Grabbeet mit einer massiven Natursteinkante aus ca. 50 cm langen Steinen, in deren Rand der Name und die Lebensdaten der Verstorbenen eingraviert werden.

Innerhalb dieses Beetes werden die Urnen beigesetzt; eine Begrenzung einzelner Grabstellen gibt es nicht, sodass jede Urne zwar exakt zugeordnet werden kann, das Beet jedoch in seiner Großzügigkeit als Einheit wirkt. Die Intensität der Bepflanzung kann den Bedürfnissen der Nutzer angepasst werden. In dieser exponierten Lage sollte jedoch auf eine blühende attraktive Pflanzenauswahl Wert gelegt werden.

Kapazität: 60 Urnen

Bepflanzte Gemeinschaftsgrabanlagen und Partnergräber

Ein ähnliches Prinzip kann auch für andere Urnenfelder und Erdbestattungsflächen gelten. Die Pflege der Flächen wird durch die Friedhofsverwaltung geregelt. Das Angebot kann durch unterschiedliche Arten der Bepflanzung vergrößert werden:

Eine schlichte Bodendeckerbepflanzung als preisgünstigste Methode; gestaltete Flächen mit Sommerblumen als aufwändigste Version. Der Umfang des jeweiligen Angebots wird der Nachfrage angepasst und ist problemlos variierbar.

Diese Flächen können problemlos in die vorhandenen Grabfelder integriert werden; großräumige Flächen sind nicht nötig – mit der Umsetzung kann also recht kurzfristig begonnen werden.

Anzahl der möglichen Erdbestattungen in den geschwungenen Grabfeldern: 36 Stck.

Partnergräber sind eine besondere Form der Urnenbestattung auf der Fläche normaler Wahlgräber. In der Mitte wird eine Stele aufgestellt; von hier zu den jeweiligen Ecken der Stelle entstehen also vier Grabstellen. Jede Stelenseite bietet Platz für die Namen und die Daten eines Paares und muss also auch nur anteilig finanziert werden. Gleiches gilt für die umlaufende Randbefestigung.

Auch hier kann die Bepflanzung vorab voll finanziert werden, sodass für die Nutzer Pflegefreiheit besteht.

Kapazität gem. Plan: 94 Partnergräber 

Die individuellen Urnengräber

Die Urnenanlage neben den Partnergräbern erhält individuell auszustattende Urnengräber. Dies bezieht sich sowohl auf die Bepflanzung als auch auf die Art der Grabsteine. Doppelgräber sind möglich.

Kapazität: 136 Urnen

Die individuellen Rasengräber (Erdbestattungen)

Auch bei Rasengräbern kann die Vielfalt des Angebotes erhöht werden. Auch individuell gestaltete aufrechte Grabsteine sind möglich und werden zukünftig angeboten.

Um auch auf diesen Flächen die Pflegeleichtigkeit zu gewährleisten, werden die Gräber ebenfalls in Kopf an Kopf Belegung geplant. Vor den Steinen läuft ein durchgängiges Pflasterband, das als Mähkante dient. Die Flächen zwischen den Grabsteinen können bepflanzt werden oder – wenn tatsächlich keine Angehörigen mehr in der Nähe sind – mit einer Steinplatte verschlossen werden.

So entstehen Rasenstreifen von ca. 6 m Breite, die auch mit größeren Geräten problemlos zu mähen sind.

In der Planung des Friedhofs wird ein Grabfeld angelegt, das auf die oben beschriebene Weise angelegt wird. Als zusätzliches Gestaltungselement werden zwischen den Grabsteinreihen Hecken gepflanzt, die jeweils eine gleichmäßige schöne Kulisse für die Grabmähler bildet.

Diese Form der Rasengräber bietet auf unkomplizierte und relativ preisgünstige Weise eine individuelle Art pflegefreier Erdbestattungen.

Kapazität des Rasenfeldes: 200 Beisetzungen